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Wachsendes Angebot an Naturkosmetik, aber schlechte Kennzeichnung

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Wachsendes Angebot an Naturkosmetik, aber schlechte Kennzeichnung

Greenpeace Marktcheck: Natur- und Biokosmetik oft nicht unterscheidbar – Nur 23 % dergeprüften Kosmetika sind Bio-Standard.

Wachsendes Angebot an Naturkosmetik, aber schlechte Kennzeichnung

WIEN. Im Juli hat der Greenpeace-Marktcheck das Angebot an zertifizierter Naturkosmetik in den größten heimischen Drogerien und Supermärkten unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: KonsumentInnen können auf ein breites Angebot an Naturkosmetik zurückgreifen. Nicht nur im Drogeriefachhandel, auch in einigen Lebensmittelketten wie Merkur und Interspar ist ein breites Sortiment erhältlich. Allerdings erfüllen nur 23 Prozent der überprüften Produkte den höchsten Bio-Qualitätsstandard. Greenpeace bewertet es als kritisch, dass bei der Hälfte der Bio-Kosmetik aufgrund schlechter Kennzeichnung nicht ersichtlich ist, ob es sich um Bio- oder “nur” Naturkosmetik handelt. Testsieger beim Greenpeace-Marktcheck werden dm und Müller bei den Drogeriefachmärkten mit einem “gut”, Merkur mit einem “befriedigend” bei den Supermärkten.

“Das Angebot an Naturkosmetik im Handel ist überraschend breit und wächst seit Jahren. Auch im Lebensmitteleinzelhandel sind die Produkte mittlerweile verfügbar. Das ist aus Umweltsicht erfreulich, denn Naturkosmetik verzichtet etwa auf chemisch-synthetische Farb-, Duft- und Konservierungsstoffe sowie erdölbasierte Inhaltsstoffe, Silikone und gentechnisch veränderte Organismen”, sagt Lisa Panhuber, Konsumexpertin von Greenpeace in Österreich. Die Hälfte der Menschen in Österreich kauft zumindest einmal im Jahr Naturkosmetik. Seit 2012 hat sich der Umsatz in Österreich fast verdoppelt.

Allerdings ist bei Naturkosmetik nicht alles eitel Sonnenschein: Obwohl “bio” auf Kosmetikprodukten gerne verwendet wird, ist weniger als ein Drittel der von Greenpeace geprüften Naturkosmetik zertifizierte Biokosmetik, deren Inhaltsstoffe zu über 95 Prozent bio sind. Auf vielen Produkten wird das Wort “bio” verwendet – teilweise, um einen einzigen Inhaltsstoff hervorzuheben, selbst wenn der Rest chemisch-synthetisch ist. Auch bei der Herkunft der geprüften Naturkosmetik gibt es noch Verbesserungspotenzial: Weniger als drei Prozent der geprüften Naturkosmetik wurde in Österreich hergestellt. Nur 49 Prozent sind garantiert rein pflanzlich.

In der EU sind weder Naturkosmetik noch Biokosmetik gesetzlich geschützte Begriffe. Vielfach verwendete Beschriftungen wie “mit natürlichen Inhaltsstoffen”, “von der Natur inspirierte Stoffe” oder “mit pflanzlichen Wirkstoffen” machen ein Produkt also nicht automatisch zu Naturkosmetik. Bei Naturkosmetik dürfen auch Pestizide wie Glyphosat beim Anbau der verwendeten Pflanzen eingesetzt werden. Bei Biokosmetik müssen hingegen die pflanzlichen und tierischen Inhaltsstoffe aus biologischer Landwirtschaft stammen. Diese Unterschiede sind für KonsumentInnen allerdings meistens nicht nachvollziehbar, wie der Greenpeace-Marktcheck zeigt. Bei der Hälfte der als Bio-Kosmetik gekennzeichneten Produkte ist unklar, ob diese höchsten Bio-Kriterien entsprechen oder “nur” Naturkosmetik sind. “Statt dem Gütesiegel-Dschungel, der KonsumentInnen verunsichert, braucht es gesetzliche Vorgaben, was als Naturkosmetik gekennzeichnet werden darf und wie”, so Panhuber.

Für den Naturkosmetik-Marktcheck hat Greenpeace überprüft, ob zehn gängige Kosmetika – etwa Gesichtspflege, Shampoo, Duschgel oder Deo – jeweils auch als zertifiziertes Naturkosmetik-Produkt im Lebensmittel- und Drogeriefachhandel erhältlich sind. Bewertet wurden etwa der Bio-Anteil der Inhaltsstoffe, die Herkunft der Produkte, Tierschutz und Vegan-Kennzeichnung. Greenpeace empfiehlt KonsumentInnen, zu Biokosmetik zu greifen – dem strengsten Standard. Die Biokosmetik-Produkte im Test enthielten alle einen Anteil von mindesten 95 Prozent an biologischen Inhaltsstoffen. Erkennbar sind diese Produkte an den Siegeln „BioAustria“, „demeter“ und „Cosmos organic“. (OTS)

Hier geht´s zu den detaillierten Ergebnissen des Marktchecks

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